Mittwoch, 2. Juni 2010

Hardware-Review: MacBook Pro 13''

Hier ausnahmsweise mal ein Hardware-Review. Vielleicht steht ja jemand vor dem Problem, neue Computer für Elexis anschaffen zu müssen?

Preis
Man kann es nicht wegdiskutieren: Ein MacBook Pro kostet rund 50-100% mehr, als ein vergleichbar ausgestattes Windows-Notebook. Wir wollen das im Moment nicht überbewerten, sondern möchten herausfinden, ob dem Mehrpreis ein angemessener Gegenwert entgegensteht.


Ausstattung
Von der Papierform her ist das kleinste MacBook pro (13'') nicht mehr ganz aktuell: Der Core2Duo Prozessor ist heute nicht mehr Stand der Technik; Neue Computer kommen mit einem i3 oder i5 Prozessor. Hingegen gibt es an den 4GB Ram und der 250GB Harddisk nichts auszusetzen, ebensowenig an der Bildschirmauflösung. Anschlüsse gibt es knapp genügend: Netzwerk, MiniDisplay-Port (Um einen Beamer anzuschliessen, muss man noch einen Adapter dazu kaufen), FireWire, SD-Slot und 2xUSB. Ich frage mich allerdings, was für ein Teufel die Ingenieure bei der Konstruktion des SD-Slots geritten hat. Die SD-Karte steht halb heraus. Somit kann man die Karte nie drin stecken lassen. Blöd.


Design und Gewicht
Das Design ist Apple-typisch grandios. Und ebenfalls Apple-typisch fängt es schon bei der Verpackung an. Noch nie habe ich einen Laptop in einer derart schicken Schachtel erworben. Und nach dem Auspacken und dem Entfernen der zahllosen Schutzfolien steht das gute Stück nun da: Ein flaches, matt schimmerndes Aluminiumteil. Das Gehäuse ist aus einem Block gefräst, da gibt es keine Fugen und nichts knarrt oder wackelt. Sogar die Aktivitäts-LED hat keine Aussparung, sondern sitzt hinter einer hauchdünnen mikroperforierten Aluminiumschicht, so dass man sie nur sieht, wenn sie leuchtet. Alles sieht solide aus und fühlt sich auch so an. Leider auch beim Gewicht. Während ein vergleichbares Windows-Notebook rund 1.5 Kg wiegt, bringt das MacBook knapp über 2 Kg auf die Waage. Diese 500g scheinen nicht viel, aber wenn man sie in der Aktentasche durch die Gegend trägt, spürt man sie durchaus nach einiger Zeit.

Netzteil
Leider hat es auch Apple noch nicht geschafft, aufs Netzteil zu verzichten. Aber immerhin hat man ein paar pfiffige Ideen reingesteckt. Vielleicht haben Sie schonmal erlebt, dass jemand über das Netzteilkabel gestolpert ist? Vielleicht ist dadurch ein Stecker gebrochen, ein Kabel gerissen, oder da Laptop hat eine Bruchlandung auf dem Boden gemacht? Nicht bei Apple: Das Netzkabel ist nicht eingesteckt, sondern magnetisch am MacBook befestigt. Wenn jemand dran reisst, löst es sich einfach. Genial.

Start!
Nach dem Einschalten ertönt als erstes der typische Apple-Akkord, der alle Anwesenden in weitem Umkreis neidisch oder höhnisch herschauen lässt... Kann man das irgendwie abstellen? Als erstes fragt der Apple dann artig nach der gewünschten Sprache, aber dann: Das MacBook verlangt bevor es weiter aufstartet zuerst allerhand intime Details von Geburtsdatum über Tätigkeitsbranche bis hin zur Telefonnumer und verkündet dann auch noch höhnisch: „Ihre Daten werden an Apple gesandt“. Ächz! Da hält man sich erfolgreich von Facebook und Konsorten fern und dann wird man von Apple zwangsgekrallt. Unglaublich und ein dicker Minuspunkt. Würde Microsoft sich sowas erlauben, gäbe es bestimmt einen Skandal. Nun gut. Danach erwartet einen der Apple-Desktop, der nicht Gegenstand dieses Reviews ist. Insgesamt läuft die Einrichtung des Systems problemlos ab.

Tastatur
Sie kennen das: Es dämmert, und man sieht zwar noch recht gut, aber die Tastatur des Laptop verschwindet langsam in der Dunkelheit, und man braucht immer mehr Konzentration, um die richtige Taste zu treffen. Nicht so bei Apple: Die Tasten sind dezent beleuchtet, wie die Stufen im Kinosaal. Man trifft die Tasten sowieso besser, als bei den meisten anderen Laptops, die ich kenne, weil sie nicht aneinander gebaut sind, sondern einen recht grossen Abstand voneinander  haben. Auch wenn man sie nicht genau trifft, erwischt man daher selten die Nachbartaste. Das Tippgefühl ist durchaus angenehm.

Aber: Wo bitte sind die PgUp- und PgDn-Tasten? Wo die End-Taste, die ich immer brauche, um ans Zeilenende zu springen? Die Home-Taste um zum Zeilenanfang zu gelangen? Und haben Sie schonmal probiert, auf einem Apple eine geschweifte oder eckige Klammer einzugeben? Wenn ja, haben Sie dann auch erstmal lange erfolglos im Handbuch und der Online-Hilfe gesucht und sind erst nach länglicher Internet-Recherche fündig geworden? Vermutlich verrate ich Ihnen jetzt ein Apple-Geschäftsgeheimnis, denn es wird ziemlich erfolgreich geheimgehalten, aber ich verrate es trotzdem: Die geschweiften Klammern erreicht man mit Alt-8 und Alt-9. Und die eckigen Klammern mit Alt-5 und Alt-6. Als Übung überlasse ich es Ihnen, den Backslash (\) und den Hash (#) zu finden. Der Mac soll intuitiv bedienbar sein? Ha-Ha.
Naja, vermutlich kann man sich daran gewöhnen, wenn man nicht wie ich zwischen Windows und Apple-Computern hin- und herwechselt.

Trackpad
Das Trackpad ist beim MacBook Pro riesig. Aber wo sind die Maustasten? Nirgends. Das ganze Trackpad ist eine riesige Taste und muss kräftig nach unten gedrückt werden, bis es „klick“ macht. Aber wo ist die rechte Maustaste, und wieso kann ich nicht wie gewohnt durch leichtes Antippen des Trackpads klicken und ziehen? Nach dem ersten Schock folgt die Erleichterung: Das kann man alles in den Systemeinstellungen einstellen.

Aber jetzt kommt's: Falls Sie ein Windows-Notebook haben, haben Sie vermutlich schon das Mausrad vermisst, wenn Sie durch eine lange Seite scrollen mussten. Oder sie ärgern sich über die Schwierigkeit, mit der Trackpad-Maus die vor- und zurück- Knöpfe im Browser zu treffen. Oder die Schrift ist zu gross oder zu klein.
Vergessen Sie das alles beim MacBook-Pro. Scrollen? Einfach mit zwei Fingern übers Trackpad streichen. Vor und zurück? Einfach mit drei Fingern übers Trackpad streichen. Zu einem anderen Fenster wechseln? Einfach mit 4 Fingern übers Trackpad streichen. Zoomen? Einfach zwei Finger auseinander oder zueinander bewegen. Rotieren? Einfach eine Drehbewegung mit zwei Fingern machen. Das klingt jetzt vielleicht alles etwas kompliziert, aber glauben Sie mir: Man hat es nach ca. 10 Sekunden auswendig gelernt und vermisst es dann auf einem anderen Computer.

Bildschirm:
Man kann ihn als Rasierspiegel benutzen. Der Sinn dieses Features entzieht sich mir aber. Mir wäre ein entspiegeltes Display lieber. Dann könnte man das MacBook in hellen Umgebungen besser benutzen. Wenn man nicht in der Sonne sitzt, ist das Display allerdings zugegebenermassen ausgezeichnet. Brillant und scharf.

Leistung, Akku, Wärme
Das MacBook Pro fühlt sich immer schnell genug an. Dies relativiert die eingangs gemachte Feststellung, dass der Prozessor nicht mehr ganz zeitgemäss ist.
Zum Akku kann man sagen: Er läuft und läuft und läuft. Er scheint nie leer zu werden. Naja, irgendwann ist er schon leer. Aber während ich bei bisherigen Laptops immer nach dem Akkustand und der nächsten Steckdose schiele, reicht es beim MacBook, es ab und zu mal zuhause wieder ans Stromnetz zu hängen. Apple verspricht bis zu 10 Stunden Akkulaufzeit. Nach meinem Gefühl sind es eher mehr, aber ich liess ihn natürlich nie 10 Stunden am Stück laufen. Wenn man ihn nicht mehr braucht, klappt man ihn einfach zu und er geht in Ruhemodus. Wenn man ihn wieder aufklappt, ist er innert einer Sekunde wieder da. Apple warnt davor, dass das Gehäuse im Betrieb heiss werden könnte. Das passiert bei mir nicht. Es wird grade mal handwarm. Ich habe keine Ahnung, was Apple mit der Wärme macht, die andere Laptops geräuschvoll durch ihre Lüftungsschlitze pusten, aber das MacBook gibt keine Geräusche von sich und wird nicht speziell warm. Vielleicht ist das anders, wenn jemand Filme transcodiert oder den Urknall berechnet, oder Benchmarks laufen lässt oder sowas. Bei mir jedenfalls nicht.
Detail am Rande: Apple traut seinen Kunden die Intelligenz nicht zu, die nötig ist, eine Batterie richtig einzusetzen. Der Akku kann und darf nur von der Werkstatt gewechselt werden...

Software
Nebst den obligaten Mail- und Surf-Programmen wird auch jede Menge iZeugs mitgeliefert. Fotos, Filme, Musik, alles kann man mit dem MacBook verwalten. Und das ziemlich gut und mit etlichen "Ahhh" Effekten. Vermutlich steckt ein Teil des Mehrpreises in dieser -nicht von jedem benötigten- Software. Allerdings versucht Apple beim Start dieser Programme öfters mal, mir eine kostenpflichtige „MobileMe“ Mitgliedschaft anzutragen. Man kann das zwar ablehnen aber erneut stelle ich mir den allgemeinen Aufschrei vor, wenn Microsoft mal so aufdringlich wäre...
Am Rande: Der Taschenrechner hat jetzt endlich kapiert, dass man in der Schweiz einen DezimalPUNKT und nicht ein DezimalKOMMA setzt (Bei meiner letzten Mac-Berührung mit MacOS-X 10.4 war das noch nicht der Fall). Dafür zeigt das Wetter-Applet im Dashboard mir jetzt die Wettervorhersage für „Schofhausen“ (sic und nicht änderbar). 

Sicherheit
Standardmässig null. Die Firewall ist aus, der Mac erlaubt alle eingehenden Verbindungen und fragt beim Aufstartem auch nicht nach einem Passwort. Mac-Kunden sind entweder sehr optimistisch und verlassen sich auf die relativ geringe Verbreitung der Macs, oder aber sie sind alle kompetent genug, die Sicherheitstechniken selber einzurichten.

Ausbau
Der Härtestest kommt immer dann, wenn ich meine gewohnte Arbeitsumgebung auf einen neuen Computer einrichten will. Was geht und was geht nicht?
  • OpenVPN: „Tunnelblick“ funktioniert tadellos und lässt mich nach Einrichten des Schlüssels automatisch mit dem Praxis-Server verbinden. Hatte bloss zunächst die Schwierigkeit, das Konfigurationsverzeichnis zu finden. 
  • Eclipse: Funktioniert in der Cocoa-64-Bit-Variante tadellos 
  • Mercurial: http-Verbindungen kein Problem. SSH-Verbindungen scheitern zuverlässig.
  • Subversion: Etwas hakelige Installation, läuft dann aber korrekt 
  • OpenOffice: Version 3.2 kein Problem. 
  • Elexis 2.1: Kein Problem. 
  • DropBox: Kein Problem. 
  • Huawei G3 Modem: Fehlanzeige. Wird nicht erkannt. Keine Chance.
  • pdaNet (via Handy ins Internet): Funktioniert perfekt mit meinem Android Smartphone. Internet Zugriff von Unterwegs somit möglich. 
  • VirtualBox mit Windows 7 und Ubuntu Linux: Problemlos.
  • TrueCrypt: Problemlos.
  • TeamViewer: Problemlos.


Fazit
Das MacBook pro ist ein eleganter Computer mit ein paar kleineren Macken. Am Beeindruckendsten ist die lange Akkulaufzeit, aber auch andere clevere Details wie der magnetische Stromanschluss, die beleuchtete Tastatur und das multitouch-Trackpad schätzt man recht schnell. Dazu bleibt es bei normaler Arbeit geräuschlos und kühl. 
Am meisten nervt das Merchandising von Apple. Vor allem am Anfang will er einem ständig etwas verkaufen oder verlangt irgendwelche Angaben, die Apple eigentlich nichts angehen.